Rundfunksender in Österreich



 
KW-Sendestation Moosbrunn bei Wien
 

Bilder vom Mai 2006 (Antennen) und August 2010 (Innenaufnahmen)
Ende der 1950er-Jahre wurde in Moosbrunn, rund 25 km südlich von Wien, ein ca. 80 Hektar großes Gelände zum Bau einer Kurzwellensendeanlage angekauft, welche bis 2011 insgesamt elf Antennen und sieben Sender umfasste.

Zunächst erfolgte jedoch die Verlegung von 5 alten Kleinsendern, über die seit ca. 1950 Kurzwellensendungen ausgestrahlt wurden, vom Bisamberg nach Moosbrunn. Diese wurden zunächst in einer provisorischen Baracke aufgestellt. Kurz vor Weihnachten 1959 begann der Programmbetrieb. Ein neu bestellter 100 kW-Sender ging am 4. September 1960 in Betrieb, allerdings gedrosselt auf 50 kW, da die örtliche Stromversorgung noch nicht dafür ausgelegt war. Zum Einsatz kam eine neue Rundstrahl-Reusenantenne. Ab 1961 standen auch Rhombus-Richtantennen mit fünf Abstrahlrichtungen nach Übersee zur Verfügung. Im Herbst 1964 begannen die Bauarbeiten für ein dauerhaftes Sendergebäude, welches für einen späteren Ausbau für bis zu 10 Sender konzipiert war. Die Betriebsaufnahme der ersten beiden Sender von je 100 kW Leistung war am 1. Mai 1966. Der 50 kW-Sender aus dem Provisorium übersiedelte ebenfalls in das neue Haus, wurde auf 100 Kilowatt aufgerüstet und am 5. März 1967 in Betrieb gesetzt. Zu Jahresbeginn 1969 nahm ein 4. Sender mit 100 kW Leistung den Betrieb auf.

Drei neue leistungsstarke Antennenanlagen (Drehstandantenne, Doppelwandantenne, Quadrantantenne) sowie der erste 300/500 kW-Sender gingen 1983 in Betrieb und verbesserten die Empfangsmöglichkeiten erheblich. 1984 wurde der in Aldrans bei Innsbruck demontierte 10 kW-Sender nach Moosbrunn verfrachtet. Ein zweiter 300/500 kW-Sender von AEG-Telefunken vervollständigte im Dezember 1987 die Aufrüstung der Sendeanlage. Zu Jahresbeginn 1993 wurden die vier alten 100 kW-Sender mit neuen Steuersendern ausgerüstet. Zwei der alten 100 kW-Sender standen jedoch nur als Ersatz bei Wartungsarbeiten und als Reserve im Störungsfall zur Verfügung. Im September 2000 gingen zwei neue Sender des Herstellers Thomcast, welche auch für digitale Ausstrahlungen geeignet sind, in Betrieb.

Mit Beginn des Jahres 2002 zog sich der Bund aus der Finanzierung zurück, und der Auslandsdienst wurde zu einer freiwilligen Aufgabe des ORF. Die Sendungen auf Arabisch und Esperanto wurden eingestellt, die deutschen Sendungen größtenteils vom Inlandsrundfunk übernommen. Am 26. März 2003 entschied der ORF-Stiftungsrat, den eigenständigen Sendebetrieb von RÖI aus finanziellen Gründen einzustellen, was am 30. Juni 2003 vollzogen wurde

Mit 1. Januar 2005 erfolgte die Ausgliederung der ORF-Sendetechnik und Bildung der Österreichische Rundfunksender GmbH & Co KG (ORS).

Ab 2. Mai 2005 wurden Sendungen in DRM (Digital Radio Mondiale) ausgestrahlt, wobei zunächst ein Sender im 31m-Band in Richtung UK (295°) mit Programmen von Fremdanbietern zum Einsatz kam und das ORF-Programm abends auf 6155 kHz in Rundstrahlung digital ausgestrahlt wurde (Sendeleistung jeweils 50 kW).

Am 26. Oktober 2008 wurden die Sendungen des ORF weiter reduziert und mit Ende 2008 alle fremdsprachigen Sendungen eingestellt. Die Anlage diente seither vornehmlich zur Ausstrahlung von Sendungen von Fremdanbietern. Im September 2024 wurde bekannt, dass der letzte größere Mieter Adventist World Radio seine Kurzwellensendungen über Moosbrunn und andere Anlagen am 27. Oktober 2024 einstellen wird. Somit war eine kostendeckende Nutzung der Sendeanlage nicht mehr möglich, was zur Betriebseinstellung der Sendeanlage mit 31. Dezember 2024 führte.


Das Anlagenlayout von Moosbrunn 2008:
1.  Sendergebäude
2.  Kleine Reusenantenne für Rundstrahlung (2011 abgebaut)
3.  Große Reusenantenne für Rundstrahlung
4.  Drehbare logarithmisch-periodische Antenne
5.  Rhombusantenne für die Senderichtungen 56° Ostasien/Australien + 236° Südamerika (2011 abgebaut)
6.  Rhombusantenne für die Senderichtungen 90° Südostasien + 270° Mittelamerika (2011 abgebaut)
7.  Rhombusantenne für die Senderichtungen 123° Nahost + 303° Nordamerika (2011 abgebaut)
8.  Rhombusantenne für die Senderichtung 175° Südafrika (2011 abgebaut)
9.  Quadrantantenne (2 Systeme für 49 m bzw. 41/31 m)
10. Doppelwandantenne 85° und 265° (am 19. September 2024 geprengt)
11. Drehstandantenne


Das Gelände südlich des Ortes Moosbrunn ist ziemlich sumpfig. Nach längeren Regenperioden stehen
überall Pfützen und man muss aufpassen, nicht im Morast einzusinken. Für die Ausbreitung
der Kurzwellen war dieser Umstand allerdings ideal.
Sender


Der erste 100 kW-Sender vom Typ Telefunken SV2375 ging am 4. September 1960 in Betrieb, allerdings in einem provisorischen Gebäude untergebracht und gedrosselt auf 50 kW. Im Herbst 1964 begannen die Bauarbeiten für ein dauerhaftes Sendergebäude. Die Betriebsaufnahme der ersten beiden Sender von je 100 kW Leistung war am 1. Mai 1966. Der 50 kW-Sender aus dem Provisorium übersiedelte ebenfalls in das neue Haus, wurde auf 100 Kilowatt aufgerüstet und am 5. März 1967 in Betrieb gesetzt. Zu Jahresbeginn 1969 nahm ein 4. Sender mit 100 kW Leistung den Betrieb auf. Ab 1993 wurden zwei der alten 100 kW-Sender nur mehr als Ersatz bei Wartungsarbeiten und als Reserve im Störungsfall verwendet. 2010 war bereits ein Sender abgebaut.


Der zweit Teil des Senders im "Hinterstübchen".


1984 wurde der in Aldrans bei Innsbruck demontierte 10 kW-Sender nach Moosbrunn verfrachtet. Dieser übertrug zuvor das Regionalprogramm aus Innsbruck für abgelegene Bergtäler und Südtirol.


1983 ging der erste 300/500 kW-Sender vom Typ AG S4005 in Betrieb. Der zweite 300/500 kW-Sender vervollständigte im Dezember 1987 die Ausrüstung der Sendeanlage.


Im September 2000 gingen zwei neue Sender vom Typ Thomcast TSW2100D, welche auch für digitale Ausstrahlungen geeignet waren, in Betrieb.


Die Steuerzentrale der Sendeanlage.


Die Antennenweiche.

Antennen
Reusenantennen

Die größere Reusen-Rundstrahlantenne.

Die (kleinere) 2. Reusen-Rundstrahlantenne.
Logarithmisch-periodische Antenne

Die logarithmisch-periodische Antenne war auf einem drehbaren Mast angebracht. Wegen der etwas
steileren und breiteren Abstrahlcharakteristik wurde sie zur Versorgung nicht sehr weit entfernter
Gebiete eingesetzt (Osteuropa, Nahost, Nordafrika, Südwesteuropa, Nordamerika-Ost), wobei alle
KW-Bänder von 49m bis 13m benützt werden konnten.
Rhombusantennen

Die alte Antennenanlage war durch 4 Rhombusantennen bestimmt, welche durch die Reduzierung des Sendebetriebs Ende 2008 unnötig wurden. Da am gleichen Standort wirksamere Antennen zur Verfügung stehen und die Wartung teuer gekommen wurde, wurden die Rhombusantennen 2011 abgebaut.

Dieser Antennentyp benötigt zwar viel Platz, bietet aber bei einfacher Bauweise eine hohe Effizienz, vor allem für die Versorgung weit entfernter Gebiete, da die Sendeenergie damit in einer relativ flachen und schmalen Keule abgestrahlt wird. Die Rhombusantennen kommen im Frequenzbereich zwischen dem 31m- und 13-Band zum Einsatz.

Eine Rhombusantenne besteht aus zwei symmetrisch gespeisten, parallel zur Erdoberfläche laufenden Drähten, die aufgespreizt und wieder zusammengeführt werden. Die Schenkellänge sollte etwa 3 Lambda der längsten Wellenlänge betragen; im gegenständlichen Fall etwa 130 m. Der Spreizwinkel beträgt im gegenständlichen Fall 28°. Der Gewinn liegt damit bei rund 8,5 dB. Die Bauhöhe sollte etwa eine halbe Wellenlänge sein.

Man unterscheidet die am Ende offene Version, welche bidirektional strahlend ist, und die - häufiger verwendete - geschlossene Variante, welche unidirektional strahlt, jedoch am Ende einen Abschlusswiderstand von 750 bis 900 Ohm benötigt, dessen Belastbarkeit etwa die Hälfte der HF-Leistung des Senders betragen sollte. Statt dieses Abschlusswiderstandes wird jedoch häufig eine so genannte Schluckleitung aus Widerstandsdraht mit mindestens der 6-fachen Wellenlänge verwendet, an deren Ende ein Schluckwiderstand angeschlossen ist, dessen Belastbarkeit dann nur einen Bruchteil der Sendeleistung betragen muss.

Aufbau und Funktion einer bidirektionalen Rhombusantenne mit Schluckleitung, wie sie in Moosbrunn zum Einsatz kamen.


Diese Rhombusantenne war nach 56° (Ostasien/Australien; Blickrichtung Osten, Einspeisepunkt am Mast vorne) bzw. 236° (Südamerika; Einspeisepunkt am Mast hinten) ausgerichtet.

Die beiden mittleren Maste, an denen die Antenne die größte Spreizung besaß.

Befestigung der 3 Antennendrähte an einem der mittleren Maste.

Die Anspeisung mit einer "Hühnerleiter" (= offene Zweidrahtleitung) stellt bei Rhombusantennen
die günstigste Lösung dar, weil der Wellenwiderstand dieser Leitung mit 600 Ohm annähernd
jener der Antenne entspricht.

Antennenumschalter mit Speiseleitungen.

Entweder wurde die Antennenanspeisung auf den Sender geschaltet oder - bei Anspeisung
auf der Gegenseite - auf die Schluckleitung.

Die beiden Speiseleitungen rechts verbanden die Antennenumschalter mit dem Sendergebäude. An den Stangen links befand sich eine Speiseleitung (mit größerem Leitungsabstand) zur Verbindung der beiden Anspeisepunkte und eine dreifach gefaltete Schluckleitung (mit engerem Leitungsabstand), die nur bis zur Mitte der Antennenanlage reichte.

Die südlichste und nach Süden ausgerichtete Rhombusantenne. Sie war nur für die Strahlrichtung 175° (Südafrika) vorgesehen und wurde daher nur am Mast im Hintergrund gespeist. Am Mast im Vordergrund hing eine dreifach gefaltete Schluckleitung, die nur bis zur Mitte der Antennenanlage reichte. Die Länge der Antennenanlage in Senderichtung betrug ca. 260 m, die Breite ca. 65 m.
Quadrantantennen

Die Quadrantantenne stellte eine steil strahlende Antenne mit annähernder Rundumcharakteristik
dar, womit gegenüber den Reusenantennen auch der Nahbereich besser versorgt werden konnte.
Die Quadrantantenne bestand aus 2 in ihrem Einspeisepunkt um 90° geknickte Käfigreusen-
Ganzwellendipole.

In Moosbrunn befeinden sich 2 Quadrantantennen-Systeme, die in einem Abstand von 92,3m
(Anspeisepunkte) aufgebaut sind. Sie sind für die Frequenzbereiche 5/6 MHz (im Vordergrund,
Höhe über Grund 22m) und 7/9 MHz (im Hintergrund, Höhe über Grund 14,3m) ausgelegt.

Die Anspeisung erfolgte über eine Umschalteinrichtung, die sich in der Mitte der beiden Antennensysteme
befand, und von wo eine gemeinsame Speiseleitung zum Sendergebäude führte. Die maximale
Sendeleistung betrug 300 kW.

Reusen-Speiseleitungen zu den Käfigreusen der 5/6 MHz-Quadrantantenne.
Doppelwandantenne

Zwischen 2 je 60 m hohen und in einer Entfernung von 72,5 m stehenden Fachwerkmasten war ein Reflektornetz und beidseitig davon je ein gleichartiges Antennenfeld aus jeweils 4 x 4 Halbwellen-Faltdipolen aufgespannt. Diese Antenne wurde 2022 außer Betrieb genommen und a
m 19. September 2024 wegen baulicher Mängel gesprengt.
 
   Frequenzbereiche: 25m-, 19m-, 16m-, 13m-Band
   Leistung: 300 kW
   Gewinn knapp über 20 dB max.
   Breite der Abstrahlkeule: 20° bis 35°
   Senderichtungen: 85° (mit Schielwirkung 55°, 70°, 95°, 115° möglich),
                             265° (mit Schielwirkung 235°, 255°, 275°, 295°)
 
Drehstandantenne

Auf einem Schienenkreis mit 85m Durchmesser laufend ließ sich diese 320 Tonnen schwere und 76 m hohe Antenne in jede Himmelsrichtung drehen.
 
Zwischen den beiden Fachwerktürmen war ein Reflektornetz und beidseitig je ein Antennenfeld, allerdings für unterschiedliche Frequenzbereiche, montiert:
   Frequenzbereiche 1: 49m-, 41m-, 31m-Band
   Frequenzbereiche 2: 25m-, 19m-, 16m-, 13m-Band
   Leistung: 500 kW
   Gewinn max. über 20 dB
   Breite der Abstrahlkeule: 19° bis 34°
 


Die Speisung der Antenne erfolgte über die Drehachse.


Auf der linken Seite die Antennen (4 x 4 Halbwellen-Faltdipole) für 25m bis 13m, rechts hinter
dem Reflektornetz die Antennen (3 Ebenen zu je 2 Ganzwellen-Dipolen) für 49m bis 31m.

 
letzte Änderung: 25.10.2024

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