Sendeanlagen in Österreich



 
Spieglein, Spieglein auf dem Berg
Die Richtfunkstrecke über den Radstädter Tauernpass
 

Bilder vom Juli 2005

Eine funktechnische Bergwanderung

Da es sich bei Licht ebenfalls um elektromagnetische Strahlung handelt, können auch Radiowellen wie Licht durch Spiegel umgelenkt werden. Das macht man sich im Richtfunk zu Nutze, um mit möglichst wenig Umsetzerstationen durch unwegsames Gelände zu kommen. Natürlich könnte man die Stationen auch gleich direkt auf die höchsten Gipfel stellen. Das ist aber wegen der hohen Erschließungskosten (Zufahrt, Stromversorgung) meist wenig zweckmäßig. Auf der Zugspitze geht es, weil hier 2 Seilbahnen und eine Eisenbahn bis in den Gipfelbereich führen.

So schummelt man sich manchmal mit Umlenkspiegel durch das Gebirge. Das Richtfunk-Hauptnetz In Österreich verfügt über 2 so genannte passive Relaisstationen: Auf der Valluga am Arlberg und am Radstädter Tauernpass in Salzburg. Die Anlage auf der Valluga hat 2 Spiegel, da sie die Signale in Richtung Zugspitze und Pfänder passiv zur Relaisstelle Ulmer Hütte weiter leitet. Sie dürfte die älteste dieser Art sein, denn sie ist in der gesamten Fachliteratur als Beispiel genannt.

Die Anlage am Tauernpass ist im Zuge der Errichtung des "Richtfunknetzes Mitte" erst in den späten 1970ern entstanden und ist hier geschildert.

Zwischen Salzburg und Klagenfurt gibt es eine Richtfunkstrecke, die über folgende Stationen verläuft: Endstelle Salzburg, Untersberg, Gschwandtlahn bei Abtenau, Roßbrand, Obertauern, Großeck, Dobratsch, Endstelle Klagenfurt.

Die "Scheitelstrecke" führt vom Fernmeldeturm auf dem Roßbrand bei Radstadt südwärts.


Der Roßbrand ist ein schöner Aussichtsberg bei Radstadt, auf den eine mautfreie Straße führt. Eindrucksvoll ist vor allem die Kulisse des nahen Dachsteins.


Auf einer Erhebung östlich des Gipfels steht der 94 m hohe Fernmeldeturm.


Hier kreuzen sich die beiden Linien des "Richtfunknetzes Mitte" - jene von Salzburg nach Klagenfurt und von Wien nach Feldkirch über Sulzer Berg (Sulz im Wienerwald), Muckenkogel (Lilienfeld), Gemeindealpe (Mariazell), Hochkar, Salberg (Selzthal), Planai (Schladming), Roßbrand, Embach, Wildkogel, Gerlosstein, Münster (Brixlegg), Tulferberg (Hall in Tirol), Innsbruck, Patscherkofel, Zugspitze 2, Krahberg (Landeck), Galzig (Arlberg), Dalaas und Vorderälpele (Feldkirch).


Die Antennen rechts weisen zur Planai, links geht es südwärts nach Obertauern.


Auf dem mit rotem Pfeil gekennzeichneten Gipfel steht der Umlenkspiegel.


36 m hoch ist die Konstruktion auf der 2294 m hohen Plattenspitze. Der Spiegel dürfte etwa 5 m Seitenlänge haben.
Eigentlich war geplant, in der Nähe der Bergstation der Zehnerkarseilbahn in Obertauern eine übliche - aktive - Relaisstation zu errichten. Einsprüche von Grundstückseigentümern und der Naturschutzbehörden machte jedoch eine Verlegung an den heutigen Standort in die Nähe des Tauernpasses notwendig. Eine Verbindung zum Roßbrand war somit nur über einen Umlenkspiegel möglich.


Die Signale werden etwa 500 m tiefer zur Umsetzerstation Obertauern geschickt (und auch in umgekehrte Richtung). Die Entfernung beträgt etwa 1600 m.


Diese Station befindet sich genau an jener Stelle des Talbeckens von Obertauern, wo ein schmaler Spalt einen Blick zum 16 km entfernten und 2072 m hohen Großeck bei Mauterndorf ermöglicht. Schon 100 m links oder rechts wäre keine Sichtverbindung mehr möglich.


Die Umsetzerstation Obertauern ist sehr günstig gleich hinter dem Dorf gelegen. Obertauern ist ein bekannten und wegen seiner Höhenlage absolut Schnee sicherer Wintersportort, der allerdings im Sommer eine öde Geisterstadt darstellt. Obertauern hat nämlich nur 500 einheimische Bewohner, im Winter steigt die Bewohnerzahl gegen 10.000.


Die nächste Umsetzerstation am Großeck ist durch eine Seilbahn erschlossen. Nebenan eine Umsetzerstation der ORS. Von hier geht es weiter zum Dobratsch bei Villach.
 

letzte Änderung: 03.01.2009

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