Radiogeschichte Österreichs
 

über die sendetechnische Entwicklung des Rundfunks in Österreich.





1970-80 - Von der Mittelwelle zu UKW

Schon 1968 konnte man fast landesweit alle Rundfunkprogramme auf UKW empfangen. Die technische Reichweite übertraf erstmals die der MW-Sender. Zudem war der Betrieb der UKW-Sender gegenüber MW-Sendern wesentlich kostengünstiger. Es wurde daher die Strategie im Ausbau des MW-Sendernetzes geändert.

Durch die zunehmende Überbelegung der Mittelwelle war der Einsatz von Sendern geringer Leistung besonders nachts höchst unbefriedigend. 1968 erfolgte daher ein Baustopp für weitere Kleinsenderanlagen. Es erschien außerdem widersinnig, Regionalprogramme über Mittelwelle auszustrahlen, die über UKW mittlerweile in ihrem Zielgebiet wesentlich zuverlässiger und flächendeckender verbreitet werden konnten. Für diese Programme gab es weder einen überregionalen Bedarf, noch konnten sie nachts störungsfrei außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes gehört werden. Die Ausstrahlung von "Österreich-Regional" auf Mittelwelle sollte daher mittelfristig eingestellt werden. Dies erfolgte dann auch am 5. September 1977. Menschen, die noch über kein UKW-Radio verfügten, konnten ein besonders günstiges Modell erwerben, das eigens zu diesem Anlass aufgelegt wurde. Angeblich wurden mehrere tausend Stück verkauft. Es wurde vom ORF im Zusammenarbeit mit Elektrohändlern auch ein Service angeboten, das Radio auf die geeignete UKW-Frequenz umzustellen.


Die Sendeanlage Bisamberg von der Stephaniewarte am Kahlenberg aus gesehen (2004). Die beiden Masten der Ende 2008 außer Betrieb gesetzten Sendeanlage wurden am 24. Februar 2010 gesprengt.

Um dennoch den Vorteil der Mittelwelle als überregionales Verbreitungsmedium weiter zu nutzen, plante man eine Erneuerung und Verstärkung der größeren Mittelwellensender in Österreich. Speziell in Osteuropa gab es viele Hörer der österreichischen Radioprogramme. Da in Osteuropa früher aber ein anderer UKW-Bereich benützt wurde (66-73 MHz), konnte man die dortigen Hörer nur über die Mittelwelle versorgen. Von den geplanten Maßnahmen gelangte aber nur eine zur Umsetzung: Am 1. Mai 1975 nahm ein 600 kW-Sender vom Hersteller "Brown Boveri & Cie." (BBC) am Bisamberg bei Wien den Betrieb auf, welcher tagsüber auf 584 kHz und nachts auf 1475 kHz zum Einsatz kam. Eine umfassende Erneuerung und Verstärkung anderer MW-Standorte wurde zwar im Detail geplant, kam aber nicht zur Ausführung. So wurde für Kronstorf in Oberösterreich 1976 ein neuer 137m-Mast bei der VOEST in Linz angefragt. Die Umsetzung unterblieb jedoch. Die Sendeleistung sollte nach der Erneuerung auf 300 kW erhöht werden.

Nach der Einstellung der MW-Ausstrahlung von "Österreich-Regional" am 5. September 1977 wurde ein Mischprogramm tagsüber auf 585 kHz mit 600 kW und nachts mit 240 kW, so wie nachts auf 1476 kHz mit 600 kW gesendet. Diese Ausstrahlungen wurden am 1. Jänner 1995 eingestellt.

 
Das Ende der Mittelwelle in Österreich

Am 18. März 1997 nahm der ORF den MW-Sender auf 1476 kHz mit 60 kW wieder in Betrieb und strahle abends von 18 bis 24 Uhr ein spezielles Mischprogramm unter dem Titel "Radio 1476" aus, das aus Sendungen von Radio Österreich 1, Volksgruppen-Sendungen, Regionalradioprogrammen, sowie Eigenprogrammen in einer Experimentalzone, die von eigenständigen Redaktionen mit verschiedensten Interessen genutzt wurde, bestand.

Im Sommer 1999 wurde sogar der 600kW-Sender wieder aktiviert, um unter dem Titel "Nachbar in Not" Programme ins Kriegsgebiet Jugoslawiens auszustrahlen. Gegen Ende 2000 wurde in der Sendeanlage Bisamberg ein neuer voll transistorisierten MW-Sender des Typs "TMW2100-M2W" des Herstellers "Thales" mit 100 kW Ausgangsleistung in Betrieb genommen, dessen Endstufe aus 80 Modulen besteht. Dieser Sender war auch für mögliche künftige digitale Ausstrahlungen (DRM) gerüstet. Er kam jedoch nur in herkömmlicher Amplitudenmodulation auf 1476 kHz zum Einsatz, wobei mit nur 60 kW Leistung gesendet wurde. Mit der Inbetriebnahme des neuen Senders wurden auch die letzten beiden schon altersschwachen BBC-Sender von 1959 endgültig außer Dienst gestellt.

Aus Kostengründen wurde der Betrieb auf Mittelwelle jedoch am 31. Dezember 2008 eingestellt. Der große Sendemast am Bisamberg sollte schon 2009 abgetragen werden, weil kostspielige Sanierungen anstanden, in absehbarer Zeit jedoch keine Nutzung dafür zu erkennen war. Die Frequenz 1476 kHz mit Betrieb über den kleineren Sendemasten wurde für private Nutzer ausgeschrieben. Es fand sich jedoch kein Interessent, sodass entschieden wurde, beide Masten abzutragen. Die Sprengung erfolgte am 24. Februar 2010.

Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude mit den Sendern von 1959 und den Notstromaggregaten von 1933 sollen zu einem Museum werden. Damit bleiben in Österreich immerhin 3 Anlagen aus der Anfangszeit des Radios der Nachwelt erhalten. Neben dem Sendergebäude am Bisamberg sind dies:


Sendemast und Sendergebäude in Lauterach bei Dornbirn, Inbetriebnahme 1934.

Sendeanlage Dobl bei Graz, Inbetriebnahme 1942.
 

Die Entwicklung des Rundfunks außerhalb Wiens

letzte Änderung: 25.02.2010

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