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1924 - Der schwierige Beginn |
Am 1.Oktober 1924
nahm die RAVAG (Radio-Verkehrs-AG) über einen 350 Watt starken Sender in
Wien den regelmäßigen Rundfunkbetrieb auf. Damit begann in Österreich
das Rundfunkzeitalter. Das neue Medium erfreute sich
regem Zuspruch, so dass schon bald der Sender in Wien verstärkt werden musste
sowie Relaissender - damals Zwischensender genannt - in den Landeshauptstädten errichtet
wurden. Probleme ergaben sich dadurch, dass es teilweise noch keine
geeigneten Fernleitungen gab, mit denen das Programm aus Wien in die
Landeshauptstädte gelangen konnte. Außerdem herrschte schon damals ein
akuter Mangel an Frequenzen, da man vermeiden wollte, Frequenzen mit
mehreren Sendern zu belegen; eine Praxis, die schon bald danach zur Regel
wurde und seitdem für ständige Probleme im Mittelwellenbereich sorgt. Während Graz schon 1926 seinen Sender
erhielt, musste man in Vorarlberg bis 1934 auf einen eigenen Sender
warten.
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Bei der Gründung der RAVAG 1924 gab es in Oberösterreich etwa 250
Rundfunk-Empfangsgeräte. Wegen des großen Erfolgs des neuen Mediums in
Wien wollte man wie in allen größeren Städten des Landes auch in Linz
einen Sender errichten. Um der Angelegenheit Nachdruck zu verleihen, lud
Landeshauptmann Hauser im Juni 1926 den Direktor der RAVAG Oskar Czeija
nach Bad Hall ein. Die RAVAG erklärte sich auf dieses Gespräch hin
grundsätzlich bereit, einen Sender in Linz zu bauen, falls ein geeignetes
Grundstück so wie ein Gebäude für den Sender zur Verfügung gestellt
werden würde.
Die Standortsuche war nicht einfach. Der zuerst ins Auge gefasste Standort
in Niedernhart schied aus, da die geplante Elektrifizierung der nahen
Westbahn elektrische Störungen verursacht hätte. Ein Standort bei der
Frauenklinik kam wegen der benachbarten Industriebetriebe nicht in Frage.
Ein Grundstück am Römerberg war zu klein und eine Aufstockung der
Schlosskaserne zu kostspielig. Ein weiteres Grundstück in Leonding wurde
von der RAVAG abgelehnt. Schließlich fand man ein annehmbares Areal beim
Jesuitenkolleg am Freinberg. Die Jesuiten als Grundeigentümer waren auch
verkaufsbereit. |
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Der erste
1924 im Heeresministerium in Wien aufgestellte Rundfunksender
hatte eine Leistung von 700 Watt. |
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Der Freinberg erhebt sich unmittelbar westlich der Innenstadt und weist ein kleines Plateau
auf (Seehöhe 374 m gegenüber 260 m
am Donauufer). Das Gebäude der Wäscherei des Jesuitenkollegs war als
Sendergebäude gar nicht so ungeeignet und konnte rasch adaptiert werden.
Später stellte sich allerdings heraus, dass die Bodenleitfähigkeit am
Freinberg eher schlecht ist. Ein Senderstandort in der Donauniederung
südöstlich von Linz bei Asten oder im südwestlich gelegenen feuchten Augebiet bei Traun
wäre für die Ausbreitung der Mittelwellen wesentlich günstiger gewesen,
schied aber damals aus, weil wegen der geringen genehmigten Sendeleistung
nur ein Standort möglichst nahe bei Linz in Frage kam. Die Leistung des
Linzer Senders war auf 500 Watt begrenzt, da er die vorgesehene Frequenz von
1200 kHz mit einer Station in England und in Kassel teilen musste. |
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1928 - Der 1.
Sender in Linz am Freinberg |
Nach den vom Land
Oberösterreich durchgeführten Vorbereitungen wurden die Arbeiten zur
Installation des Senders und zum Aufbau der beiden je 45 m hohen
Masten, welche eine so genannte T-Antenne tragen sollten, umgehend begonnen. Am 24. Juni 1928 konnte auf 1200 kHz mit 500 Watt der offizielle Betrieb
aufgenommen werden,
nachdem schon Wochen zuvor Testsendungen liefen. Bei dem von Marconi in
England gebauten Sender handelte es sich um den erste
Mittelwellen-Sender in Europa mit Quarz stabilisierter Frequenzsteuerung.
Mit der Sendeleistung und Frequenz war man allerdings überhaupt nicht
zufrieden. Tagsüber war das Signal befriedigend nur etwa 15 km weit zu
hören und nachts kam es zu gravierenden Interferenzstörungen durch
die wesentlich stärkeren ausländischen Sender, die die gleiche Frequenz
benutzten. |
Der Sender
auf dem Freinberg
bei der Einweihung 1928 mit den beiden 45 m hohen Antennenmasten
(Abstand zueinander 110 m) |
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Die Verstärkerröhren des 500
Watt
starken Marconi-Senders |
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Die örtlichen Zeitungen
berichteten begeistert über die neue technischer Errungenschaft:
Bildseite
des Linzer Volksblattes vom 23. Juni 1928 [243 kB]
Bildseite
der Linzer Tages-Post vom 24. Juni 1928 [270 kB] |
1936 - Verstärkung
des Senders |
Die Situation besserte sich, als man am 30. Juni 1929 in Folge
internationaler Vereinbarungen auf 1220 kHz wechselte. Eine
wesentliche Verbesserung konnte erst dadurch erreicht werden, als
Österreich nach dem Luzerner Wellenplan eine dritte Hauptwelle zugestanden bekam. Linz wechselte
gemeinsam mit Klagenfurt und Dornbirn am 15. Jänner 1934 auf 1294
kHz. |
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Nun war auch die Zeit gekommen, die Sendeleistung zu erhöhen.
Neben dem alten Sender wurde ein 165 m hoher Mast errichtet - damals das
höchste Bauwerk Österreichs. Am 26. Jänner 1936 nahm der 15 kW-Sender
auf 886 kHz seinen Betrieb auf. Der von Telefunken stammende Sender war nicht neu; er war schon
seit Anfang 1926 am Rosenhügel in Wien (im Südwesten der Stadt gelegen) in Betrieb,
wurde aber im Mai 1933 durch den Großsender
Bisamberg ersetzt. Der generalüberholte Sender vom Rosenhügel
konnte somit in Linz eingesetzt werden.
Nach dem "Anschluss" an Nazi-Deutschland im März 1938 wurde die
Frequenz auf 1267 kHz geändert. Aus Oberösterreich wurde der Gau
Oberdonau und Linz wurde gemeinsam mit Graz und Klagenfurt dem "Reichssender Wien" zugeordnet.
1942 sollte Linz
einen neuen starken Sender erhalten, wofür südlich von Linz in
Fleckendorf bei Ansfelden ein 3,3 Hektar großes Gelände angekauft
wurde. Da die Kriegsführung aber immer mehr Ressourcen erforderte,
kam es zu keiner Umsetzung. Auf dem Gelände entstand 1949 eine
Kurzwellensendestation für den Überseetelefonverkehr und 1955 eine
Richtfunkstation.
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Der Sendemast auf
dem Freinberg 1999 (146 m hoch)
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